Michael Hozzel
Märchenballaden und -lieder. Die Märchenballaden folgen in ihrer lyrisch-epischen Breite nur in einem sehr allgemeinen Sinn der tradierten Handlung, wie sie uns aus bekannten Erzähl-Zyklen überkommen ist. Ihre Absicht liegt darin, in einer erzählerischen Fassung, die weit über die stilisierende Knappheit des alten Märchentextes hinausgeht, oberflächlich brach liegende Bilder eines alten erzählerischen Kanons für eine „vertikale“ Sinngebung und Selbstfindung fruchtbar werden zu lassen. In dieser poetisierten erweiterten und veränderten Gestalt, auch unter Einbeziehung eines unbekannten Märchenpersonals, mag sich ein völlig anderer und überraschend neuer Gehalt hinter der teilweise erstarten Maske alter Lesegewohnheiten gerade für den bereiten und eingestimmten erwachsenen Entdecker erschließen. Die „Märchenballaden“ sind nicht für kleine Kinder geschrieben. Sie wenden sich an den „eingeweihten“ Leser. – In diesem Sinne verkörpern sie schon in ihrer Auslese ein mögliches Lese- und Klangabenteuer, das den neugierig Reisenden mitnehmen mag auf eine beherzte und durchaus herausfordernde (Nacht-)Meerfahrt auf den Wogen seiner eigenen Tiefe hin zu einem offenen Horizont voller Überraschungen. Vor dessen Weite und Schönheit gerät dann manch treffendes Bild zur Metapher eines Hinweises, sich selber auf den Weg zu machen.
230 Seiten, kart., veröffentlicht im Pomaska-Brand Verlag, mit 12 märchenhaften Farbbildern
Diesen Artikel haben wir am 25.04.2015 in unseren Katalog aufgenommen.