Erkenntnis und Erleuchtung in west-östlicher Bedeutung

Art.Nr.: 978-3-7964-0200-5

Swami Omkarananda

Swami Omkarananda antwortet, als er noch nicht fünfundzwanzig war, auf Fragen eines Westlers: "Bitte äussern Sie sich über die psychologische Forschung des Westens."
Omkarananda: Die Augen können bloss sehen, die Ohren nur hören, die Zunge nur schmecken, die Haut nur berühren und die Nase nur riechen. Alle diese Sinne sind aber im denkenden Bewusstsein, im Mentalgebiet oder dem verkörperten Gedanken zusammengefasst. Mit Hilfe yogischer Fähigkeiten kann man direkt durch dieses Bewusstsein sehen und hören usw. Diese Tatsache entwertet die westliche psychologische Theorie der Wahrnehmung.
Diese Ansammlung der Sinne und ihre Zusammenfassung im Mentalgebiet ist ein verdichtetes Sinnesorgan. Letzteres könnte auch als das funktionierende Gemüt bezeichnet werden.
Nach Ansicht der ärztlichen Wissenschaft des Westens treffen Lichtwellen von aussen die Netzhaut, und dadurch entsteht dort ein umgekehrtes Bild. Diese Lichtwellen gehen durch den optischen Trakt und den optischen Thalamus zum Sehzentrum des okzipitalen Gehirnlappens im Hinterkopf. Dort entsteht ein positives Bild; erst dann sieht man das Objekt.
Die vedantische Wahrnehmungslehre besagt umgekehrt, dass das denkende Bewusstsein durch das Auge hindurchdringt und ausserhalb davon die Form des Objekts annimmt und wahrnimmt. Das Gemüt oder das denkende Bewusstsein kann also nicht nur ohne Hilfe der Sinneswerkzeuge sehen, hören, schmecken, riechen und fühlen: Der Wunsch des menschlichen Geistes nach Essen hat sich als Zunge, als Zähne und als Magen verkörpert.
Wer also einen Wunsch beherrscht, dem gehorchen auch die Sinne. Wer die Sinne kontrolliert, der ist auch Herr über das Gemüt, das die Welt wahrnimmt: Wer das Gemüt kontrolliert, ist Herr über das, was wahrgenommen wird - die Welt.
"Ten Singh und Sir Hillary haben gerade die höchste Bergspitze der Welt, den Mount Everest, bestiegen. Ist das nicht bewundernswert?"
Omkarananda: Der innere Kampf mit dem Gemüt ist schrecklicher als der Kampf mit automatischen Waffen. Sinnenlust, Ärger und Stolz bilden die Wurzel aller menschlichen Übel. Die Ausmerzung der drei Erzfeinde des Menschen ist der grösste Sieg.
Wenn du zu jemandem, der die Augen offen hat, sagst: "Bitte sieh die Welt nicht"! wird er das unmöglich finden. Er kann die Augen nicht offen halten, ohne zugleich die Gegenstände rings um ihn und seinen eigenen Körper zu sehen. Und die verschiedenen Gegenstände verursachen verschiedene Gefühle, verschiedene Gedanken, verschiedene Handlungen. Man ist quasi verloren. Das ist der Zustand eines Menschen in der Welt. - Trotzdem, es ist möglich. Alle Mystiker sagen: Sieh Gott überall und sieh keine Welt! Lass deine Ohren offen, höre alle Geräusche, alle Töne, alle Laute, aber höre sie als Gott. Und falls du etwas gesehen hast, sieh dasselbe Licht, gleich ob in einer Person oder in einem Gegenstand. Auch im Schmutz sollst Du Gottes Antlitz sehen. Denn Schmutz ist Schmutz nur für die Sinnesorgane.
Wenn Du aber mit dem Auge der Seele siehst, verwandelt sich Schmutz in das reinste Feuer des göttlichen Bewusstseins.
76 Seiten, kart., erschienen 1965

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Erkenntnis und Erleuchtung in west-östlicher Bedeutung